Ein Makeover für die Politische Parteikommunikation
Wahlen sind das Fundament der Demokratie und spiegeln unsere Beziehung zur Politik wider. Doch in vielen Demokratien ist das Vertrauen in politische Institutionen und Akteure erschüttert. Parteien klammern sich an veraltete Kommunikationsstrategien und vernachlässigen die Wähler außerhalb des Wahlkampfs, was die politische Entfremdung verstärkt. "The Indigo Red" plädiert für ein Umdenken: Parteien sollen die Beziehung zu den Wählern langfristig gestalten und so die demokratische Kultur und die Bindung zu den Bürgern stärken.
Dennis Rudolf
4/1/20242 min lesen
Im Zeitalter der Demokratie bilden Wahlen das Rückgrat der souveränen Selbstbestimmung des Volkes. Sie ermöglichen jedoch nicht nur eine direkte, demokratische Teilhabe, sondern bringen vor allem unsere Haltungen gegenüber Parteien und Politikern, Demokratie und Gesellschaft sowie unseren Mitbürger:innen zum Ausdruck. Sie sind der emotionale Kitt, der uns dazu bringt, auch solche demokratischen Entscheidungen zu akzeptieren, die nicht unseren eigenen Vorstellungen entsprechen.
Perception is reality!
Schauen wir jedoch genauer hin, wird deutlich, dass Wahlen in vielen modernen Demokratien diese Funktion kaum noch zufriedenstellend erfüllen. Seit den 1970er Jahren begleitet uns eine anhaltende Krise der politischen Repräsentation, die viele Gesichter hat und sich sowohl entlang alter als auch neuer gesellschaftlicher Konfliktlinien entfaltet.
Sinkendes Vertrauen in Parteien und Politiker, ein genereller Zynismus gegenüber demokratischen Prozessen und Institutionen sowie die jüngst zu beobachtenden „demokratischen“ Selbsthilfeversuche sind nur einige Anzeichen dafür, dass die Beziehungen zwischen Parteien und Bürger:innen zunehmend dysfunktional geworden sind.
Nicht nur aus Sicht des politischen Marketings, sondern auch der Parteien gilt: Perception is Reality! Fehlende Responsivität, mangelnde Repräsentativität und politische Exklusivität haben bei vielen Bürgern das Gefühl verstärkt, dass sie von den politischen Entscheidungsträger:innen vernachlässigt, vergessen oder schlichtweg nicht mehr gehört werden.
Kurzfristige Wählergunst vs. langfristiges Beziehungsmanagement
Dennoch passen Parteien ihre Kommunikationsstrategien nicht an, sondern setzen nach wie vor auf alte Paradigmen, Modelle und Meta-Erzählungen über repräsentative Politik und das Wahlverhalten. Sie suchen weiterhin vor allem in der heißen Wahlkampfphase den direkten Kontakt zu ihren Wähler:innen, um kurzfristig von ihrer Gunst zu profitieren.
Angesichts des existentiellen Drucks auf die Parteiendemokratie müssen sich jedoch alle Demokrat:innen die Fragen stellen, inwiefern der Status Quo hier noch die Lösung für das Problem bereithält.
Politische Kommunikation muss sich weiterentwickeln
Wir bei The Indigo Red plädieren leidenschaftlich dafür, dass Parteien ihre Vorstellungen von Wählern überdenken und erweitern müssen. Gesellschaftliche wie politische Dynamiken haben zu nachhaltigen Veränderungen in der politischen Landschaft und Kultur geführt, in der nicht mehr nur Interessen, Präferenzen und Parteiidentität über das Abstimmungsverhalten entscheiden. Vielmehr geht es darum, die Wähler selbst, ihre individuellen Persönlichkeiten, ihr Gedächtnis und ihre Identitäten ins Zentrum eines Voter Relationship Design zu stellen.
Um neue, erfolgversprechende Strategien für die politische Kommunikation von Parteien entwickeln zu können, ist es an der Zeit, langfristige Beziehungen zum Elektorat aufzubauen, die über die Wahlurne hinausgehen und nicht nur die Bindung zur eigenen Partei verbessern, sondern die demokratische Kultur an sich zu revitalisieren.
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